Die Adventsfahrt führte uns dieses Jahr ins schöne Storkow unweit von Königswusterhausen. Als wir gerade angekommen waren, erwartete uns schon der erste Programmpunkt: Ein Erpresserschreiben in einer Geheimschrift, das erst einmal entziffert werden musste. Der Weihnachtsmann war verschwunden und vieles deutete darauf hin, dass er entführt worden war. Im Brief befahl uns der Erpresser, 40 Tonnen Plätzchen zu backen, wenn wir den Weihnachtsmann wieder haben wollten. Es war aber zu spät, um damit noch anzufangen, deshalb gingen wir nach der Singerunde schlafen, um unser Werk am nächsten Tag zu beginnen.
Warum verschlüsselt man denn eine erpresserische Forderung? Dann kann ihr ja kaum einer nachkommen. Das scheint mir ein spezialgelagerter Sonderfall zu sein. Und überhaupt, hat bisher noch keine Meldung von der Sichtung des fabelhaften Weihnachtsmannes unserer gründlichen Recherche standhalten können.
Am nächsten Tag waren schon Verdächtige gefunden worden, die alle ein Motiv hatten, den Weihnachtsmann verschwinden zu lassen:
- Die Weihnachtsganz Gerda, die hoffte, ihr Leben würde durch das Ausfallen des Weihnachtsfestes verlängert.
- Der Weihnachtswichtel Bodo, der unter schlechten Arbeitsbedingungen litt.
- Das Känguru, das gegen das weihnachtliche Konsumverhalten war
- Das Christkind, das die Aufmerksamkeit von diesem heidnischen Fest zurück auf die wahren weihnachtlichen Werte weisen wollte.
- Und schließlich Rudolf, der sich vielleicht zu sehr in die Kurve gelegt hatte, sodass der Weihnachtsmann aus seinem Schlitten gefallen war.
Die Verdächtigen mussten zu jeder Mahlzeit aussagen, damit ein klares Bild der Lage entstehen konnte.
Eigentlich ist Rudolf gar kein Motiv zugeordnet. Es handelt sich doch viel mehr um eine Gelegenheit zur Tat. Oder viel mehr einer Vermutung über einen Unfallhergang.
Dieses ganze Rätselraten haben wir zwischen den Mahlzeiten einfach mal sein lassen und Kekse gebacken, getobt, Geschichten gelesen, Musik gemacht und gebastelt. Zum Abendessen gab es ganz grandiosen Braten mit Rotkohl und Klößen.
Außerdem konnte der intrapersonellen kriminellen Energie freiem Lauf gelassen und jegliches interpersonelles Vertrauen begraben werden, da jeder gewissermaßen zum Auftragsmörder avancierte. Und alles nur wegen kleiner, gelber, selbsthaftender Notizzettel, auf denen ein Name Stand. Ich habe meinen sogar immer noch und irgendwann wird sich die entsprechende Gelegenheit schon noch ergeben.
Nach dem Abendessen stellte sich heraus, dass eigentlich keiner der Verdächtigen Schuld war. Der Weihnachtsmann war von einer Sekte entführt worden und war nun unter ihrer Kontrolle. Um diese Kontrolle zu unterbrechen, musste dem Weihnachtsmann ein leuchtender Ring um den Hals abgenommen werden. Das schafften die Teilnehmer mit Ach und Krach und wir konnten es uns alle am Lagerfeuer gemütlich machen.
Hinzuzufügen ist an dieser Stelle meiner bescheidenden Meinung nach noch, dass sich der Weg zur Feuerstelle als unvorhergesehen herausfordernd gestaltete, da es auf Grund der vorangeschrittenen Stunde in Kombination mit der vorherrschenden Jahreszeit stockfinster war.
Am nächsten Tag ging es dann schon wieder nach Hause und ich glaube, dass alle viel Spaß hatten trotz der Irritation, die das Programm zu Zeiten auslöste.